Akten zum Finanzwesen

Bei der Anlage der Akten zu den Finanzen des Hoftheaters zeigt sich deutlich, dass der Weg zur sinnvollen und zeitsparenden Dokumentation erst gefunden werden musste. Die Theatergesellschaft von August Pichler (1771–1856) eröffnete das neu erbaute Fürstliche Schauspielhaus am 8. November 1825 und wurde laut Vertrag vom 25. Januar 1826 als Hofschauspielergesellschaft unter Leitung von August Pichler engagiert. Die erste Saison in Detmold nach der Eröffnung ging bis Ende Januar 1826 und ab Februar 1826 dokumentieren die Akten die Einnahmen und Ausgaben an den verschiedenen Spielstätten, denn wie schon zuvor spielte Pichler mit seiner Gesellschaft weiterhin neben Detmold zur Kursaison in Pyrmont – dort gehörte ihm der Theaterbau persönlich – und in den übrigen Monaten in Osnabrück und Münster.
Da die Einnahmen vor allem aus den Einnahmen bei den Vorstellungen bestehen, liefern deren Auflistungen eine vollständige Übersicht des gespielten Repertoires. Dem gegenüber stehen die Ausgaben, die anfangs chronologisch (gegliedert nach Monaten) aufgelistet wurden, aber bereits ab 1827 in fünf Titel (Gage, Bibliothek und Garderobe, Orchester, diverse Ausgaben, Gastdarstellungen und Benefize), ab 1829 in 8 Titel (Gage, Diverse, Garderobe, Musikalien, Bibliothek, Orchester, Außerordentliche Ausgabe, Gastdarstellungen und Benefize), ab 1836 in 10 Titel und ab 1845 in 11 Titel gegliedert wurden.

Die Gliederung der Einnahmen bleibt dagegen seit 1829 stabil bei vier Titeln:

  1. Bestand laut Rechnungsabschluss des vorherigen Jahres
  2. Gewöhnliche Einnahme [monatliche Übersicht der Aufführungen]
  3. für verkaufte Theater-Effecten [später: Vermischte Einnahme]
  4. Zuschuss aus der Hofstaatskasse

Ab 1835 kommt ein Titel V: Zuschuss aus der Landrenteikasse hinzu.

Für die Frühzeit 1826 bis 1835 sind darüber hinaus ausführliche Gagen-Etats vorhanden.

Einnahmen Ausgaben Zeitraum Aktennummer
x x Febr.–April 1826 TA 35
  x Mai 1826 bis Dezember 1827 TA 1
  nur Gage 1826–1829 TA 2
x   1828–1835 TA 28
  x 1828–1829 TA 3
  nur Gage 1830–1835 TA 6
  x 1830–1832 TA 4
  x 1833–1835 TA 5
x x 1836–1839 TA 29
x x 1840–1844 TA 30
(x x 1844 TA 22)
x x 1845 TA 23
x x 1846 TA 24
x x 1847 TA 25a (= TA 25b)
Übersicht der überlieferten Akten zu den Einnahmen und Ausgaben

Wie die Übersicht zeigt, fehlt bislang noch die Einnahmeübersicht für Mai 1826 bis Mitte Dezember 1827.

Zu den Gagenbüchern TA 2 und TA 6 gibt es von 1826 bis 1832 außerdem noch die Gagenhefte, in denen die Gagenempfänger halbmonatlich oder monatlich den Empfang der Gage quittiert haben.

Zu allen Ausgaben existieren noch die Belege, vgl. TA 82–99, die detailliertere Angaben zu den Kosten enthalten als die Auflistungen. Hier besteht allerdings eine Lücke für die Jahre 1828, 1829, 1835 und 1838. In weiteren Jahren fehlen leider gerade die Belege, die in unserem Zusammenhang vornehmlich von Interesse sind: 1833 und 1839 die Belege zu den Ausgaben für Musikalien und für die Bibliothek und 1845 die Belege zu den Ausgaben für Musikalien.

Jedes Jahr wird abgeschlossen mit einer sogenannten „Recapitulation“, in der die Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt sind. Diese Gegenüberstellung finden Sie übertragen unter den jährlichen Ausgaben jeweils mit der Bezeichnung „Rechnungsübersicht“

Für die Einnahmen in Detmold waren die dort 1827 eingerichteten Abonnements von großer Bedeutung, vgl. hierzu die Übertragung der Dokumente. Die jeweils erhaltenen Aufstellungen derjährlich abgeschlossenen Abonnements konnten in diesem Zusammenhang nicht erschlossen werden. Sie sind aber für soziologische Untersuchungen zum Publikum des Theaters von großem Interesse.

Ebenfalls zum Finanzwesen gehören die Taxationen. Es handelt sich hierbei um Aufstellungen, mit denen 1828 die Materialien, die August Pichler aus seiner früheren Tätigkeit als Theaterdirektor in das Hoftheater Detmold mit eingebracht hat, finanziell bewertet wurden. Dabei wurden sowohl die Kostüme und Dekorationen erfasst, als auch die Partituren und Stimmen sowie die Bücher und Rollenhefte zu den Bühnenwerken. Ist es grundsätzlich interessant zu sehen, welch eine ungeheure Menge an Material in Pichlers Besitz war, so ist die Aufstellung der Materialien zu den Bühnenwerken auch inhaltlich bedeutsam, da der Nachweis in der Taxation ein Beleg dafür ist, dass diese Materialien vor der Hoftheaterzeit angeschafft wurden.